Kirmes
Die Meudter Kirmes beginnt mit der Zeremonie des jährlichen Reinigens und Segnens des Gangolfusbrunnens an Pfingsten. Am Pfingstsamstag marschierten die 20-21-jährigen Kirmesburschen im „Blaumann“ mit fliedergeschmücktem Hut und einem Zinkeimer auf dem Rücken, von der Feuerwehrkapelle begleitet hinunter zum Brunnen. Dort hatte sich schon das halbe Dorf eingefunden, um dem kommenden Schauspiel beizuwohnen. Die jungen Burschen stürmten mit lauten „Hetzen“ den Brunnen und begannen eifrig zu schöpfen. Die Quellen drückten das Wasser so stark nach oben, dass sie ihre liebe Mühe hatten, voran zu kommen. Es war schon ein hartes Stück Arbeit, bis man den Brunnen auf Hochglanz gebracht hatte. Danach ging es nach Hause,, die nasskalten "Blaumänner" mussten möglichst schnell vom Körper, ein warmes Bad war angebracht und schon ging es zu weiteren Vorbereitungen für den Höhepunkt der Kirmes am Pfingstdienstag. Schließlich mussten noch die Maibäume „m Kreis“, am „Kiss“ (Meudter Bezeichnung für den Platz vor dem Rathaus)- beim Pfarrer und beim Bürgermeister und vor jeder Gastwirtschaft gestellt werden. Das war noch einmal ein gutes Stück Arbeit, immerhin gab es in Meudt damals acht (8!) Gastwirtschaften. Am Abend dann traf man sich in der Wirtschaft Diefenthal („Zuffeie Hannes“). Vorher noch hatte man in einem großen Korb Eier gesammelt, die von „Zuffeie Marrie“ zu Spiegeleiern mit Speck gebraten und mit einigen Scheiben Brot, großem Appetit und noch mehr Bier verzehrt wurden. Man musste sich schließlich für die anstrengenden Kirmestage stärken. Es ging das Gerücht um, in einem Jahr habe ein Kirmesbursche sage und schreibe fünfzehn!) Spiegeleier geschafft. Wichtige Entscheidungen waren noch zu treffen: Der Vortanz und die Kochlöffel mussten per Loos vergeben werden. Der Vortänzer hatte beim Gang unter den Maibaum am Dienstag mit seinem Kirmesmädchen den Tanz zu eröffnen. Die Kochlöffel hatten verschiedene Aufgaben: Zum einen mussten sie versuchen, den Vortänzer am Tanzen zu hindern, indem sie ihm den Kochlöffel zwischen die Beine hielten, dieser aber hatte zu beweisen, dass er sich selbst dadurch nicht am Tanzen hindern ließ. Eine weitere Aufgabe bestand darin, den übrigen Paaren, die sich im Kreis um den Maibaum versammelt hatten, mit ihrer Kelle (einem regelrechten Suppen – oder Kochlöffel) einen Schluck aus den mitgeführten Schnapseimern zu reichen. Schließlich mussten sie im Wechsel „am Kreis“, beim Pfarrer und beim Bürgermeister noch je eine kleine Rede halten, die weitaus schwierigste Aufgabe, bedenkt man, wie anstrengend die Vortage waren. Der Vortänzer trug als Zeichen seiner Würde eine blauweise, die Kochlöffel je eine rot-weiße Schärpe. Zusätzlich mussten die beiden nach dem „Bornausräumen“ die Eier für das Spiegeleier – Essen am Abend besorgen. Das taten sie mit Hilfe kleinerer Buben, die das Ritual des Pfingstsamstags noch lernen mussten. Diese trugen hierbei einen zweihenkligen Korb (eine „Manne“, ausgelegt mit ein wenig Heu, dorthinein wurden die Eier, die man – von Haus zu Haus gehend – einforderte, gelegt. Auch das ging nach einem fest geschriebenen Brauch: Der eine Kochlöffel nahm die linke Seite der Hauptstraße, der andere die rechte, Bezugspunkt war das Kreuz an „Müllersch Bach“. Pfingstsonntag war eigentlich als Ruhetag vorgesehen, kein Tanz, kein Betrieb auf dem Kirmesplatz. Nicht verboten war allerdings der Besuch der Gastwirtschaften. Und der konnte recht anstrengend für die Kirmesburschen werden. Es war Ehrenpflicht, bei jedem Gastwirt einmal reinzuschauen und sich als Lohn für das Aufstellen des Kirmesbaums ein Bier abzuholen. Und ebenso Ehrensache war es, nicht „auf einem Bein stehen“ zu bleiben. Am Montag dann nahm man geschlossen an der Prozession zur Segnung des Brunnens teil. Von dort ging es zurück zur Kirche zum Schlussgesang mit „Großer Gott wir loben dich“ und anschließend von der Feuerwehrkapelle mit Marschmusik begleitet zum Haus des Von dort ging es zurück zur Kirche zum Schlussgesang mit „Großer Gott wir loben dich“ und anschließend von der Feuerwehrkapelle mit Marschmusik begleitet zum Haus des Kirmesmädchens, dem die Ehre zuteil geworden war, mit ihrem Burschen den Vortanz beim Gang unter den Maibaum zu haben.
Der Pfingstdienstag war der absolute Höhepunkt, wenn ganz Meudt mit dem Kirmeszug unter den Maibaum am " Kreis" ging. Der "Kreis" war im Unterdorf die Stelle, wo auf einer kreisförmigen Überhöhung der Straße die Hinweisschilder die Richtungen rechts nach Wallmerod, links nach Westerburg anzeigten. Hier stand auch das Prachtstück aller Maibäume. Dazu muss man Wissen, dass vor jede der acht (!) Gastwirtschaften, sowie beim Pfarrer und beim Bürgermeister ein solcher Baum von den Kirmesburschen gestellt wurde.
Tanz unterm Maibaum " am Kreis" - Foto aus den 50er Jahren
Heute unvorstellbar, wie viele Menschen sich zum Gang unter den Maibaum einfanden.
Von dort ging es zum "Goldisch - Hannes", dann zum Pfarrer und als krönenden Abschluss "suchte man den Bürgermeister heim." Das Fest dauerte den ganzen Tag, man fand sich schließlich am Abend entweder in der Bierhalle oder in "Müllersch Saal" wieder zum Tanzen ein. Der am Mittwoch stattfindende Frühjahrsmarkt gehörte noch zu dem "Gesamtkomplex" Kirmes und wurde nach Kräften zum Feiern "genutzt". Nicht übersehen werden darf die Nachkirmes am Sonntag nach Pfingsten, die ihre besondere Bedeutung dadurch erhielt, dass an diesem Tag das Dekanats - Jugend - Fest in Meudt stattfand mit Andacht und Predigt, vor allem aber mit der feierfreudigen katholischen Jugend des Dekanats Meudt. Die Jungen Leute kamen auch wegen des Jugendtreffens am dem Dekanatssitz, hauptsächlich aber in der Hoffnung, hier vielen hübschen Mädchen zu begegnen. Dass man auch diesen Anlass zum Feiern aufrichtig annahm, war für die Jungen wie der Alten eine Selbstverständlichkeit.